Fußballjugend in Haren und Emmeln spielt zusammen

08.10.2014 | Allgemein
Fußballjugend in Haren und Emmeln spielt zusammen Haren. Wer auf dem Emmelner Sportplatz steht, hat einen säuerlichen Geruch in der Nase. Wenn der Wind ungünstig steht, erinnert er daran, dass in der Ferne ein Fleischbetrieb seine Abfälle entsorgt. Auf dem Trainingsplatz läuft Frank Dosquet umher und verteilt unbeirrt Hütchen auf dem nassen Rasen. Die Emmelner Luft riecht er nur in jeder zweiten Woche, wenn er nicht gerade in Haren trainieren lässt. Dosquet ist Trainer bei der JSG Haren/Emmeln. Vor vier Jahren setzten sich die Verantwortlichen von Eintracht Emmeln und TuS Haren zusammen. Langjährige Rivalität zeichnete beide Vereine aus. Jetzt wollten sie zusammenarbeiten. Eine Jugendspielgemeinschaft sollte gegründet werden. Doch warum dieser Schritt? Will nicht jeder Ort seine Jugendlichen in den eigenen Farben sehen? Ist das gegenüber alteingesessenen Vereinsmitgliedern überhaupt durchsetzbar? „Es ging gar nicht anders. Uns gingen die Spieler aus“, sagt Frank Dosquet. Als Sportlicher Leiter in Emmeln gehörte er zu den Wegbereitern der Jugendspielgemeinschaft. Jetzt ist er Trainer der B-Junioren. Als vor vier Jahren alles begann, musste Vereinspolitik betrieben werden, um die Idee durchzuringen. Mittlerweile erzielen die Jugendteams beachtenswerte Erfolge. „Wir haben damals sicherlich eine Vorreiterrolle eingenommen. Aber wir wollten eben nicht auf den fahrenden Zug springen, sondern selbst einen Trend setzen“, so Dosquet. Mittlerweile kommt kaum ein Verein im Emsland ohne Jugendspielgemeinschaft aus. Dosquet verschiebt noch einmal ein Hütchen einen Meter nach links. Er ist gewissenhaft und gut vorbereitet. Ähnlich wie das Konzept der JSG Haren/Emmeln, das nachhaltig arbeitet. Ab der C-Jugend werden die leistungsstärksten Spieler in der ersten Mannschaft zusammengeführt. Dahinter folgen ortsbezogene Mannschaften. Die Vereine gewährleisten damit ein Angebot von Leistungs- wie Spaßfußball. Auch ein breites Angebot für Mädchen- und Frauenfußball existiert. Veränderungen begegnen Denn die Jugendlichen haben sich verändert. „Verglichen mit meiner Zeit sind viele Jugendliche ehrgeiziger, wollen unbedingt leistungsorientiert spielen und nehmen den Fußball ernster“, sagt Dosquet. Möglich sei das in dörflichen Strukturen nur mit einer Jugendspielgemeinschaft. Also in der JSG Haren/Emmeln. Beziehungsweise JSG Emmeln/Haren. Die jährliche Namensänderung ist in der Satzung vorgeschrieben. Auch dass die Mannschaften in Gelb und Blau, den Stadtfarben Harens, auflaufen. Und dass mindestens halbjährlich Trainings- und Spielort gewechselt werden. „Ich wechsele sogar wöchentlich, damit nicht erst nur die eine Hälfte der Mannschaft kommt und ab dem Winter die andere Hälfte“, erklärt Dosquet. Die 100 Spieler sowie die Trainer und Koordinatoren achten penibel darauf, dass sie neutral auftreten. Dosquet trainiert in einem schwarzen Trainingsanzug, damit keine Vereinsfarbe übervertreten ist. Doch nicht nur aus Haren und Emmeln kommen die Spieler. Auch Jugendliche aus Tinnen, Wesuwe und Erika-Altenberge haben sich der Spielgemeinschaft angeschlossen. Die JSG ist keine geschlossene Gesellschaft, sondern arbeitet zusätzlich mit Jugendeinrichtungen wie Leuchtturm, Boje und Anker zusammen. „Wir haben den Anspruch, als Plattform in dieser Stadt zu fungieren“, betont Dosquet, der weiß, dass dadurch auch ein Stück Vereinsidentität verloren geht: „Aber der Verein ist in erster Linie für die Spieler da nicht. Nicht umgekehrt.“ Dass die Arbeit Früchte trägt, bewies die vergangene Saison. Alle ersten Mannschaften stiegen auf. Die C1 spielt seit diesem Sommer in der Bezirksliga, der höchsten Spielklasse, die jemals auf Emmelner Boden ausgetragen wurde. „Hier, Kevin, nimm schonmal die Schlüssel mit und schließ die Kabine auf“, ruft Dosquet und wirft dem ersten seiner Spieler, die den Sportplatz betreten, den Schlüsselbund zu. Soziale Kompetenz und Eigenständigkeit in der Kleinstform. Eigenständig handeln musste zuletzt auch sein Sohn Leon, als er ein Angebot des Jugendleistungszentrums Emsland vorliegen hatte. Leistungszentrum lockt Er ist einer von vier Spielern der JSG Haren/Emmeln, die derzeit im Leistungszentrum kicken. Tobias Möhlenkamp spielt in der A-Junioren-Bundesliga. „Das muss jeder Spieler selber wissen, ob er bereit ist, andere Dinge dafür unterzuordnen“, sagt Dosquet. Auch seinem Sohn habe er die Entscheidung selbst überlassen. Ob er ihn dazu gedrängt habe, in Haren/Emmeln zu bleiben? Auf keinen Fall. „Jeder Wechsel zum JLZ ist für uns eine Auszeichnung. Dann haben wir unsere Arbeit gut gemacht“, sieht sich der Vater nicht in einem Konkurrenzgeschäft. Vielmehr seien die Jugendspielgemeinschaften eine wichtige Basis für das ambitionierte Projekt Jugendleistungszentrum, das er befürwortet. „Das JLZ ist das Oberzentrum, die Spitzenklasse. Aber hier entstehen die Unterzentren mit einer soliden Ausbildung.“ Finanziell geschieht all das jedoch im Schatten des emsländischen Jugendleistungszentrums. Das Konzept basiert auf dem Ehrenamt. Alle Trainer bilden sich in ihrer Freizeit auf Lehrgängen fort. Und falls der Fußballgott einen Wunsch gewähren würde? „Einen einheitlichen Premiumsponsor, der bereit ist in die Jugend zu investieren“, strahlt Dosquet. Damit die Vereine etwas entlastet werden könnten und die Planung in den kommenden Jahren gesichert ist. Das Training der B-Junioren hat begonnen. Vier-gegen-Zwei und Drei-gegen-Eins. Die üblichen Warmmachspielchen. Mal wird das Training gestoppt. Dann korrigiert der Coach. Viererkette, Pressing und ballorientiertes Verteidigen sind keine Fremdwörter auf dem Platz. Jeder soll an sich arbeiten, sich verbessern können. Dann noch viel Erfolg für die kommenden Spiele. „Nein, viel Spaߓ, korrigiert Dosquet. Denn das steht bei der JSG Haren/Emmeln noch immer im Mittelpunkt.